Weipert Böhmisches Erzgebirge

Die Deutschen aus dem Sudetenland sind mit Bayern seit vielen Jahrhunderten geistig und kulturell eng verbunden. Sie gelten auch als der vierte Stamm Bayerns.
Im gleichen Jahr, als der Freistaat Bayern durch den damaligen Ministerpräsidenten Dr. Ehard die Schirmherrschaft über die sudetendeutsche Volksgruppe verkündete, wurde am 7. Oktober 1954 des Patenschaftsverhältnis zwischen den ehemaligen Bürgern Weiperts und Gunzenhausen gegründet.

In den folgenden Jahren und seit 1978 regelmäßig finden in der Patenstadt Gunzenhausen die Weiperter-Treffen statt.

Zahlreiche Weiperter aus Deutschland sowie der damaligen DDR und CSSR hatten sich dazu eingefunden.

Die Stadt Weipert (tschechisch: Vejprty) liegt hoch oben im Erzgebirge, direkt an der Grenze zu Sachsen.

Im frühen Mittelalter führte ein Handelsweg von Prag über den Pressnitzer Pass bis nach Leipzig und Halle und überquerte beim Blechhammer in Weipert die Grenze.

1413 erfährt man erstmals von einem Grenzzeichen „by dem wyprechte” und in Lehensurkunden von 1526 und 1573 ist die Rede vom „Wüsten Hammer Weyberth”. Offenliegendes Silbergestein zieht immer mehr Bergleute an; Zechen und Ansiedlungen entstehen.

1607 wird Weipert „Königlich Freie Bergstadt”. Kriegsjahre bringen immer wieder Not und Elend, danach aber auch zahlreiche neue Erwerbsquellen.

Die Zeit von 1860 bis 1910 wird zu Weiperts Blütezeit: Über 50 Fabrikschornsteine ragen über stolze Bankgebäude, Verwaltungs- und Bürgerhäuser hoch hinaus und machen die Stadt mit ihren nun bald 13.000 Einwohnern zur bedeutendsten erzgebirgischen Industriestadt.

1918 Nach dem Ende des 1. Weltkrieges zerfällt die österreichische Donaumonarchie und Weipert gehört ab 1919 zur entstandenen Tschechoslowakei, deren Innenpolitik es den deutschsprachigen Mitbürgern immer schwerer macht. Friedliche Demonstranten werden mit Schüssen beantwortet. Es gibt zahlreiche Tote.

1938 Hitler nutzt diese Unzufriedenheit für seine Zwecke. Deutsche Truppen maschieren auch über die Grenzbrücke in Weipert ein und die Stadt wird, wie das gesamte Sudetenland, Teil des Deutschen Reiches.

1939 beginnt der Zweite Weltkrieg infolgedessen 1945/1946 etwa 3,3 Millionen Deutsche und auch fast alle Weiperter ohne jegliches Hab und Gut vertrieben werden.

Krieg und Vertreibung fordern etwa 460 Opfer. Die entvölkerte Stadt verkommt, sehr viele Häuser und Fabrikgebäude werden abgerissen, die evangelische Kirche gesprengt.

2004 leben etwa 3000 Tschechen und 400 Deutsche in der Stadt. Mit gezielten Spendenaktionen retten die einst Vertriebenen seit vielen Jahren wenigstens die verbliebenen Kirchen der Stadt.